Die Proteste und Diskussionen rund um den Bolzplatz in Schwalmtal haben das geplante Bauprojekt vorerst gestoppt. Ein Wort von Bethanien…
1956 gründeten die Dominikanerinnen von Bethanien das Kinderdorf in Schwalmtal. Seitdem setzen sich die Schwestern für Kinder und Jugendliche ein, schenkten vielen von ihnen ein neues und familiäres Zuhause. Doch das Familienkonzept ist nicht das Einzige, worum sich die Schwestern seit jeher kümmern. Auch für Frauen in Notlagen haben sie sich immer eingesetzt.
„Bereits seit Jahren wird der Bolzplatz immer weniger genutzt“, berichtet Sr. Katharina Hemmers OP. „Also haben wir uns überlegt, wie wir mit diesem Platz etwas Besseres schaffen können.“
Für ehemalige Kinderdorfkinder in Notlagen (die auch nach ihrem Auszug ein Teil der bethanischen Großfamilie bleiben), alleinerziehende Mütter und Familien, die ein geringes Einkommen haben, ist es oft unmöglich, Wohnraum für sich und ihre Kinder zu finden. Deshalb haben die Dominikanerinnen von Bethanien einen Antrag an die Gemeinde Schwalmtal zum Bau von Sozialwohnungen auf dem Gelände des Bolzplatzes gestellt. Mit diesem Projekt folgen die Dominikanerinnen von Bethanien ihrer Überzeugung, gesellschaftliche Verantwortung dort zu übernehmen, wo es für private Investoren nicht lukrativ genug ist. Der soziale Wohnungsbau ist ebenso wie die Verfügbarkeit von Spielflächen eine kommunale Aufgabe. Bislang ist es aber nicht gelungen, ausreichend bezahlbaren Wohnraum in diesem Sektor zu schaffen. Die Zielsetzung, sich für mehr Sozialwohnungen einzusetzen, steht in den Wahlprogrammen aller Parteien, die sich aktuell zur Kommunalwahl für Schwalmtal aufstellen.
„Wir sind sehr überrascht, welche Diskussionen es jetzt rund um den Erhalt des Bolzplatzes gibt,“ so Julia Bartkowski, Kinderdorfleiterin im Bethanien Kinderdorf Schwalmtal. „Mit dem Sozialen Wohnungsbau wollten unsere Schwestern die Gemeinde unterstützen und sind von der Gemeindeverwaltung und dem Bürgermeister für diese Idee hoch gelobt worden.“
Die Anwohnerproteste zum Erhalt des Bolzplatzes haben zum vorläufigen Ende der Bebauungsplanung geführt. In der öffentlichen Diskussion stehen die beiden Anliegen – Spielfläche anzubieten und Wohnraum zu schaffen für Familien – scheinbar gegeneinander. Nach dem die Politik den Anwohnerprotesten gefolgt ist, ist die Kommune und die lokale Politik gefordert, Lösungen zu finden. Nicht nur die Anwohner, auch die Schwestern und das Kinderdorf wollen wissen, wie es mit dem Bolzplatz weitergehen kann und woher in Zukunft bezahlbarer Wohnraum kommen soll. „Wir erwarten einen Fahrplan der Kommune, der uns sagt, wie es weitergeht“, so Sr. Katharina.