„Das Kinderdorf hat mich geprägt“
Mara wuchs 18 Jahre im Bethanien Kinderdorf Eltville auf
„Ich bin froh, dass ich hier aufgewachsen bin“, mit diesem Satz beginnt Mara ihre Erzählungen aus ihrer Zeit im Bethanien Kinderdorf Eltville. Mit nur vier Monaten wurde Mara im November 2003 im Kinderdorf aufgenommen. Mittlerweile hat sie ihre komplette Kindheit und Jugend im Eltviller Kinderdorf verbracht und blickt auf viele Erlebnisse und Erfahrungen in den letzten 18 Jahren zurück.
„Schwesti war unser Lieblingsspiel.“
„Ganz besonders war für mich, dass ich die anderen Kinder als meine Geschwister gesehen habe. Wir haben zusammengelebt, wie eine Familie, und wir waren uns sehr nah,“ erinnert sich Mara an ihre Kindheit zurück, die sie mit sechs weiteren Mädchen im ähnlichen Alter verbrachte. „Schwesti war unser Lieblingsspiel – wir haben nicht Vater-Mutter-Kind gespielt, sondern unser Gemeinschaftsleben in der Kinderdorffamilie nachgespielt.“ Und gemeinsame Aktivitäten gab es viele: Gottesdienstbesuche, Zeltlager, Musizieren, Ropeskipping – um nur einige Beispiele zu nennen. „Eine tolle Zeit,“ berichtet Mara, die seit ihrem sechsten Lebensjahr auch leidenschaftlich gern Fußball spielt.
„Ich hatte eine perfekte Kindheit.“
Mit den Jahren ist Mara von der Kleinen zur Großen geworden, nach dem Kindergarten folgte die Grundschulzeit, später wechselte sie auf die Realschule. Dass sie ihren Abschluss mit 2,0 geschafft hat, verdankt sie ihren Erzieherinnen, die sie unterstützt und an sie geglaubt haben.
„Geprägt haben mich vor allem die gemeinsamen Urlaube. Der schönste Urlaub war unsere Flugreise mit allen Kindern nach Spanien, im WM-Jahr 2010,“ schwärmt Mara von dieser einmaligen Reise und schließt ihre Ausführungen: „Ich hatte eine perfekte Kindheit, mit einem ganz normalen Alltag.“
„Mein Wunsch, anderen zu helfen.“
Zurzeit absolviert Mara ihre Ausbildung zur Sozialassistentin. Danach möchte sie Erzieherin werden. „Im Kinderdorf habe ich mich oft den Jüngeren angenommen. Seit der 8. Klasse möchte ich Erzieherin werden. Vielleicht auch, weil ich den Wunsch habe, anderen zu helfen, da ich selbst die Hilfe bekommen habe. Auch meine Erfahrungen kann ich so weitergeben,“ ergänzt sie.
„Wir waren uns immer sehr nah.“
Schmerzliche Erfahrungen machte Mara als „ihre älteren Schwestis“ nach und nach auszogen. Doch die Kontakte sind bis heute sehr eng – auch zu ihren Erzieherinnen. „Wir waren uns immer sehr nah und ich habe gespürt, dass ich geliebt werde,“ blickt Mara zurück. Dafür ist sie sehr dankbar, denn sie hat auch erfahren, wie wichtig Beständigkeit und Vertrauen sind.
„Wo sind meine Wurzeln?“
Den Fragen „Wer ist meine leibliche Familie, wo komme ich her?“ stellte sich Mara erst mit 14 Jahren. Mara schildert: „Zu meiner Mutter, die nicht für mich sorgen konnte, habe ich keine Bindung. Meinen Vater habe ich über Social Media gefunden, doch ich konnte ihn bisher nicht kennenlernen. Ein Flug nach Marokko war bisher einfach nicht möglich, aber ich spare dafür.“
„Ich erinnere mich gern zurück.“
Auch für Mara rückt mit ihrem 18. Geburtstag der Tag näher, an dem ihr eigener Auszug bevorsteht. Dann beginnt für Mara ein neuer Lebensabschnitt in einer eigenen Wohnung. Ein Schritt in die Selbständigkeit, dem viele junge Menschen entgegensehnen und auf den sich auch Mara sehr freut – der aber auch eine Herausforderung bedeutet. „Ich erinnere mich gern zurück und bin froh, Jugendhilfe familiär erlebt zu haben. Ich hoffe , dass das Kinderdorf immer mein Zuhause bleibt, in das ich immer zurückkommen kann.“
Neben den vielen Erfahrungen, die Mara mitnimmt, packt sie auch ihre Erinnerungen in ihre Umzugskartons: die alte Puppe darf nicht fehlen, genauso wie das Playmobil, das erste Geschenk ihrer Mutter. Und auch der alte, bunte Teppich zieht gemeinsam mit Mara in die neue Wohnung nach Wiesbaden.