In Zeiten von Corona: Alltagshelden im Bethanien Kinderdorf
Auch die Jugendhilfe steht in Zeiten von Corona vor vielen Herausforderungen. Denn genau wie Pfleger, Ärzte und Supermarktmitarbeiter sind auch die Pädagogen weiterhin rund um die Uhr für die Kinder und Jugendlichen da. Wie das im Bethanien Kinderdorf aussieht, das erzählen Erzieherin Natascha Schmeißer und Kinderdorfkind Mia.
Bisher gibt es keine Corona-infizierten Kinder, Jugendliche oder Mitarbeiter im Bethanien Kinderdorf. Sollte dies doch noch eintreten, gibt es Notfallpläne. Jede Wohngruppe und jede Kinderdorffamilie hat mit der zuständigen Erziehungsleitung einen individuellen Plan für diesen Fall entworfen und diesen solange bearbeitet, dass er schließlich für alle Beteiligten gut funktionieren kann. Die Kinderdorffamilien und Gruppen können schließlich nicht einfach geschlossen werden. Die Kinder und Jugendlichen werden weiterhin in vollem Umfang versorgt und betreut.
Wie sieht gerade der Corona-Alltag im Kinderdorf aus?
„Am stärksten hat sich eine Sache verändert: Der Schulunterricht findet jetzt im Kinderdorf statt“, berichtet Natascha Schmeißer, Erzieherin im Bethanien Kinderdorf. Schließlich haben die Kinder und Jugendlichen Aufgaben von ihren Lehrern erhalten, die die Pädagogen gemeinsam mit ihnen bearbeitet haben. „Doch das klappt erstaunlich gut, weil die Kinder mitmachen. Nach dem Frühstück wird gelernt und danach gibt es viele Freizeiten. Deshalb bemühen sich die Kinder auch. Jetzt sind ja außerdem Ferien und es müssen keine weiteren Aufgaben bearbeitet werden“, so die Erzieherin. „Es gibt außerdem viel weniger Termine. Das ist total schön und entschleunigend. Wir sind nun einfach mit der Gruppe zusammen und machen das, worauf wir Lust haben.“
Für die Kinder denken sich die Pädagogen immer etwas Neues aus: „Letztens haben wir eine Grusel-Nachtwanderung gemacht. Wir wussten vorher nichts davon und die Erzieher haben Grusel-Geräusche gemacht, um uns zu erschrecken“, erzählt die dreizehnjährige Mia. Auch untereinander verstehen sich die Kinder und Jugendlichen gut, besser als im normalen Schulalltag. „Ich glaube, das liegt daran, dass wir weniger Stress haben. Sonst müssen wir uns nach der Schule immer sehr beeilen. Nach dem Mittagessen machen wir Hausaufgaben und dann geht‘s zur Nachhilfe oder anderen Terminen. Gerade haben wir kein Stress“, so Mia weiter.
Probleme in Zeiten von Corona
Es gibt allerdings auch Themen, die nicht ganz so schnell zu lösen waren. Zum Beispiel der Dienstplan, den alle Wohngruppen und Kinderdorffamilien jeden Monat schreiben, um alle Zeiten gut abzudecken und die Kinder und Jugendlichen intensiv zu begleiten und zu betreuen. Durch den Ausfall der Schule, Kindergärten und vieler Freizeitaktivitäten mussten auch die Dienstpläne umgestaltet werden.
Alle Mitarbeiter des Kinderdorfes leisten gerade sehr viel. Sie sind an der Seite der Kinder und Jugendlichen und haben genau wie die Mitarbeiter im Lebensmittelhandel oder in der Alten- und Behindertenhilfe viel mehr Arbeit als sonst.
Die Kinder und Jugendlichen sind nun rund um die Uhr in der häuslichen Gemeinschaft und müssen erst einmal verstehen, warum sich so plötzlich der ganze Alltag verändert und sie von heute auf morgen nicht mehr das dürfen, was gestern noch richtig war und Freude gemacht hat.
Und so lernen gerade auch die Kinder und Jugendlichen, was es bedeutet, Abstand zu halten: Statt sich zu treffen, schreibt oder telefoniert man mit Freunden, Besuche fallen aus, die Jüngeren malen Bilder für die Freunde und verschicken sie mit der Post. Alles anders, als sonst…