Wenn nachts um 3 Uhr ein Kind in Not ist, dann haben es Jugendämter und Polizei oft schwer, für diese Kinder schnell eine adäquate Unterbringungsmöglichkeit zu finden. Genau für solche Fälle hat das Bethanien Kinder- und Jugenddorf in Refrath nun eine Anlaufstelle: die Kinderschutz- und Clearingstelle in Köln.
„Das Vorhaben hat vor sieben Jahren begonnen“, schildert Kinderdorfleiterin Jutta Menne die Anfänge. „Denkmal- und Naturschutz standen leider einem Neubau auf dem Kinderdorfgelände entgegen“, erklärt sie, weshalb das Bethanien Kinder- und Jugenddorf in Refrath über die Stadtgrenze gehen musste, um sein Vorhaben zu realisieren. Letztlich kam der Zufall zu Hilfe, eine Kirchengemeinde im Kölner Osten baute ein neues Gemeindezentrum und direkt nebenan ein Haus mit Wohnungen. 400 Quadratmeter davon hat nun das Kinderdorf angemietet, um dort die Kinderschutz- und Clearingstelle zu eröffnen.
„Wir konnten Einfluss darauf nehmen, wie die Räume konzipiert wurden, das war ein großes Glück“, ergänzt Susanne Flak, die zuständige Erziehungsleiterin. Neun Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren finden dort Obhut. Einen sicheren Ort, an dem sie bleiben können, bis die Ämter und eventuell Gerichte ihren weiteren Weg geklärt haben. Für diesen Prozess gibt es direkt neben der Kinderschutzstelle die Clearingstelle, in der alle Verantwortlichen schauen, wie es für das Kind weiter gehen kann.
Während die Situation von den Erwachsenen geklärt wird, haben die Kinder in der Kinderschutzstelle einen geregelten und Halt gebenden Alltag. „Wir haben ein Team von 14 Leuten, die aus unterschiedlichen Berufen kommen“, beschreibt der Leiter der Stelle, Marcus Wolter, seine Mitarbeiter*innen. Dazu gehört eine Psychologin ebenso wie eine Hauswirtschaftskraft, die vor Ort jeden Tag frisch kocht. Ein Stellenschlüssel, der es ermöglichen wird, dass jedes Kind engmaschig begleitet werden kann. Die hellen und freundlich gestalteten Räume sollen das Ihrige dazu beitragen. „Mit einem psychologisch fundierten Farbkonzept wollen wir es den Kindern erleichtern, sich zu orientieren und in der neuen Umgebung anzukommen“, fügt Wolter an. Ab Anfang Oktober sollen die ersten Kinder einziehen.
Der Bedarf ist über die Stadtgrenzen hinaus groß. Die Kinderschutz- und Clearingstelle kann an 365 Tagen, rund um die Uhr, Kinder aus der ganzen Bundesrepublik aufnehmen.