Außergewöhnliche Arbeit in einer außergewöhnlichen Zeit
Jungen Menschen Geborgenheit und Zuversicht schenken – keine leichte Aufgabe für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bethanien Kinder- und Jugenddorfes Eltville in dieser außergewöhnlichen Zeit. Nicht nur die Kinder und Jugendlichen stehen vor neuen Herausforderungen, sondern auch die Betreuerinnen und Betreuer. Doch sie leisten außergewöhnliche Arbeit.
Strukturiert durch den Tag
Der erneute Lockdown verlangt Familien enorm viel ab. Distanzunterricht, Haushalt, Freizeitbeschäftigung – vor diesen Herausforderungen stehen auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bethanien Kinderdorfes Eltville. Um der Dauerbelastung standzuhalten und den Kindern und Jugendlichen Halt zu geben, ist der Tagesablauf in den Kinderdorffamilien und Wohngruppen aktuell klar geregelt.
„Morgens Homeschooling“ – „Nachmittags geht´s raus“
Um in dieser Zeit gut durch den Tag zu kommen, braucht es Regelmäßigkeiten und feste Strukturen: Das beginnt schon am frühen Morgen, denn Homeschooling bedeutet, Lernunterlagen zu organisieren, Zeiten für Aufgaben zu fixieren und die richtige Lernumgebung zu finden – individuell für jedes Kind und jeden Jugendlichen, denn die meisten besuchen unterschiedliche Schulen oder Klassen.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen stehen am Nachmittag Bewegung oder andere Aktivitäten auf dem Programm. Damit niemandem die Decke auf den Kopf fällt, gibt es immer wieder verschiedene Corona-konforme Freizeitangebote für die Kinder und Jugendlichen. Während eine Wohngruppe ihre Zeit am liebsten in der riesigen LEGO-Landschaft verbringt, um Eisenbahnen oder Märchenschlösser zu bauen, zieht es andere raus in die nahegelegene Natur. Auch wenn wie sonst keine besonderen Aktivitäten und Ausflüge stattfinden können, sind schon diese kleinen Ereignisse eine große Freude für die Kinder und Jugendlichen, die in diesen Momenten kurz all ihre Sorgen vergessen können. Nachdem sich nachmittags alle ein wenig ausgepowert haben, wird gemeinsam zu Abend gegessen und der Tag gemütlich beendet.
Rundum die Uhr in einer Großfamilie
Da die Kinder und Jugendlichen aktuell 24 Stunden am Tag zuhause sind, hat sich auch der Personalbedarf im Bethanien Kinderdorf Eltville erheblich erhöht. Die Homeschooling-Situation bindet die Betreuer und Betreuerinnen an den Vormittagen stark ein. Das fordert den Kinderdorffamilien und Wohngruppen täglich einiges ab, doch alle tun ihr Bestes.
Susanne Lange ist Kinderdorfmutter im Haus 3 auf der Marienhöhe: „In meiner Kinderdorffamilie leben neun Kinder zwischen drei und 17 Jahren. Alle sind rund um die Uhr zu Hause,“ erzählt Susanne Lange. „Mit neun Kindern im Lockdown – das geht nur mit festen Absprachen. Die vier kleinen Kinder im Kindergartenalter benötigen Beschäftigung und Zuwendung, während die Größeren Schularbeiten erledigen müssen.“ „Das ist nicht immer einfach, doch mit Humor und Zuversicht geht vieles leichter von der Hand“, ergänzt Erzieherin Julia Kremer. „Natürlich gibt es mal den ein oder anderen Durchhänger, da hilft Zuhören und gemeinsam Spaß haben.“ Trotz den Erfahrungen, die die Kinder mitbringen, meistern sie die Zeit wirklich gut. „Sicherlich liegt es an unserer Gemeinschaft, die ihnen Halt in dieser Zeit gibt“, ergänzt Kinderdorfmutter Susanne Lange.
Gemeinsam durch die Krise
Trotz der herausfordernden Momente setzt das Bethanien Kinderdorf Eltville auf Zuversicht und Wärme in einer familiären Atmosphäre. „Das, was Kinder und Jugendliche gerade erleben, kann schnell zu Verunsicherung, Angst und Perspektivlosigkeit führen“, schildert Ulrike Bergner-Schmitt vom Psychologischen Fachdienst im Bethanien Kinder- und Jugenddorf Eltville. „Um das zu vermeiden oder abzufangen, ist es wichtig, den jungen Menschen genau zuzuhören. Durch unterstützende Gespräche vermitteln wir ihnen Verständnis und Zuversicht, damit alle mit einer positiven Perspektive in die Zukunft blicken und ermutigt werden diese Zeit gut zu bewältigen“, erläutert Ulrike Bergner-Schmitt.
Die Betreuerinnen und Betreuer im Bethanien Kinder- und Jugenddorf Eltville haben es geschafft, die Gemeinschaft auch ohne Zusammenkünfte und Feste aufrechtzuerhalten. So kann man dem erneuten Lockdown doch zumindest etwas Gutes abgewinnen: Noch nie haben die Kinder und Jugendlichen so viel Zeit miteinander verbracht. Alle Gruppen sind noch stärker zusammengewachsen und der Gemeinschaftsgedanke ist größer denn je.