Hürden nach dem Auszug aus dem geschützten Raum – damit beschäftigt sich die Studie „Care Leaver“ von Professor Josef Faltermeier und Professor Arne Schäfer von der Hochschule RheinMain. Beim Vortrag am 2. Mai im Kinderdorf Eltville fassten sie ihre Erkenntnisse vor Mitarbeitern zusammen. Ermöglicht wurden die Forschungen durch den Förderverein des Bethanien Kinder- und Jugenddorfes Eltville e.V.
Interviews mit ehemaligen Kinderdorf-Kindern
Befragt haben Faltermeier und Schäfer für ihre Studie – neben Personen aus anderen Einrichtungen – sieben ehemalige Kinderdorf-Kinder sowie Betreuerinnen und Betreuer aus Eltville.
Die Forscher lobten, dass gerade Ehemalige aus Eltville sich durch Bildung und berufliche Qualifikation, durch Teilhabe oder das Leben von Werten auszeichneten. Oft seien jedoch – bei den meisten der befragten Personen – Schwierigkeiten im Umgang mit Geld, im Konsumverhalten oder im Festigen neuer Beziehungen zu beobachten, genauso soziale und berufliche Turbulenzen. Wenn ehemalige Kinderdorf-Bewohner also nicht mehr „Herr ihrer Biografie“ seien, stelle sich die Frage, an wen sie sich wenden können.
Nachstationäre Anlaufstelle benötigt
Am ehesten nähmen Betroffene dann Kontakt zu ihren früheren Kinderdorfeltern auf, so Faltermeier und Schäfer. Um den Problemen Ehemaliger gerecht werden und ihnen Anleitungen geben zu können, bräuchte es jedoch eine fest installierte nachstationäre Anlaufstelle. Für eine solche Stelle haben Faltermeier und Schäfer einen Anforderungskatalog erarbeitet, ebenso wie Handlungsempfehlungen für Betreuerinnen und Betreuer.
Hier setzt das Projekt „Brücke“ des Fördervereins an: Ziel ist, in Krisensituationen Ehemaliger ansprechbar, bei Überforderung verfügbar zu sein – sei es wegen Rechtsstreitigkeiten, Einsamkeit oder wenn es ganz einfach an Lebensmitteln fehle. Ab Sommer diesen Jahres soll es im Kinderdorf Eltville für genau solche Fälle eine Stelle geben, um ehemalige Bewohner mithilfe staatlicher Unterstützung wieder zu Strukturen und Orientierung zu verhelfen.