Wenn Glaube und Fortschritt Hand in Hand gehen
Die Kinderdorfgemeinschaft im Bethanien Kinder- und Jugenddorf Eltville-Erbach nimmt Abschied von Gründerin Schwester Justina.
Ein Leben für andere
„Ich bin dankbar für mein Leben.“ Das sagte Schwester Justina in einem Zeitungsinterview mit dem Rheingau Echo im Jahr 2013. Wie sehr sie andere an dieser Dankbarkeit und ihrem Tatendrang teilhaben ließ, zeigt ihr eindrucksvoller Lebensweg. Stets vereinte sie dabei ihren tiefen Glauben mit einem unerschütterlichen Fortschrittsgedanken, um möglichst viel für andere, ganz besonders für Kinder und Jugendliche, zu erreichen. Vergangenen Herbst mussten ihre Mitschwestern und die Kinderdorfgemeinschaft schließlich Abschied von ihr nehmen. Mit dem Bethanien Kinderdorf in Eltville-Erbach hinterlässt sie ein Lebenswerk, das auch nach ihrem Tod an sie erinnert.
Lebenslinien
Ihren Weg zu den Dominikanerinnen fand Schwester Justina bereits im Alter von 22 Jahren. Bewegt durch die Kriegsjahre und ihren Glauben, entschied sie sich ganz bewusst, ihr Leben dem Dienst an anderen zu widmen und eigene Bedürfnisse hinten an zu stellen. Von Anfang an berührte sie dabei das Schicksal von Kindern und Jugendlichen im Besonderen. So trat die junge Frau, die bis dahin in Düren aufwuchs und lebte, in das niederländische Kloster der Dominikanerinnen von Bethanien in Venlo ein, bevor sie in die erste deutsche Gründung in Waldniel umzog. Im Jahr 1961 kam sie schließlich mit einigen Mitschwestern nach Eltville-Erbach und baute hier das Bethanien Kinderdorf auf, welches 1965 eröffnet wurde.
Getragen von Gott
Sschwester Justina setzte sich u.a. dafür ein, dass ihr Orden auch Zivilkleidung tragen dürfe, um die Kinder nicht zu diskriminieren. Mit Erfolg – die Dominikanerinnen von Bethanien waren die ersten Ordensschwestern mit dieser Erlaubnis. Um ihre Arbeit im Kinderdorf weiter zu professionalisieren und noch mehr für die Kinder und Jugendlichen zu erreichen, studierte sie nebenbei Philosophie, katholische Theologie und Psychologie in Mainz. Viele Jahre engagierte sie sich im Verband der katholischen Heim- und Heilpädagogik für die Jugendhilfe auch auf Bundesebene. „Tragen und getragen werden“, benannte sie ihr Lebensmotto.
Ein Werk, das bleibt
Später übernahm sie über viele Jahre die Aufgabe der Generalökonomin im Orden. Bei sämtlichen Verwaltungsaufgaben verlor sie die Menschen und das Leben im Kinderdorf jedoch nie aus dem Blick. „Jeder, der sie persönlich gekannt hat, wird sie in Erinnerung behalten. Was sie hier mit dem Kinderdorf geschaffen hat, half so vielen Menschen auf direktem Wege und wird auch in Zukunft an Schwester Justinas Anliegen und Vermächtnis erinnern“, würdigt die Kinderdorfgemeinschaft Werk und Person Schwester Justinas.