• Wo Vertrauen wächst
  • 02163 4902-220
  • info@bethanien-kinderdoerfer.de
  • KINDERDÖRFER
    • SCHWALMTAL
    • BERGISCH GLADBACH
    • ELTVILLE
  • EHEMALIGE
  • KITAS
    • SCHWALMTAL
    • ELTVILLE
    • GEISENHEIM
  • PÄDAGOGISCHE ANGEBOTE
    • SCHWALMTAL
    • BERGISCH GLADBACH
    • ELTVILLE
    • PÄDAGOGISCHER FACHDIENST
    • KINDERDORFBAND LA TASTE
  • SPENDEN
    • KINDERDÖRFER
    • VERMÄCHTNIS
    • FIRMENKOOPERATION
    • FÖRDERVEREIN
  • ÜBER UNS
    • LEITBILD & TRÄGER
    • KINDERDORFFAMILIE
    • ANSPRECHPARTNER
  • AKTUELLES
    • NEWS & TERMINE
    • MEDIA
  • JOBS
50. Martinsmarkt im Bethanien Kinderdorf
50. Martinsmarkt im Bethanien Kinderdorf
20. November 2019
Spenden statt Geschenke an Weihnachten
Weihnachtsspende an Kinder in Deutschland: Kinderdorf Schwalmtal
10. Dezember 2019
Published by Anna Thyßen at 1. Dezember 2019
Categories
  • Allgemein
  • Kinderdorf Schwalmtal
Tags
    Familiäre Bereitschaftsfamilie

    DIE GESCHICHTE EINES EHEMALIGEN
    MARCEL ESSER ERZÄHLT

    Als Marcel Esser ins Kinderdorf ziehen soll, will er dort nicht hin. Als er dort wohnt, will er wieder weg. Doch als er dort nicht mehr wohnen darf, will er zurück.

    ENDE AUS MICKY MAUS

    Zum ersten Mal öffnet Marcel die Tür in sein neues Zimmer, sein neues Zuhause. Auf dem Bett entdeckt er ein Willkommensgeschenk, ein Kuscheltier. Es ist eine Ente. Kinderdorfmutter Marlene erinnert sich noch genau an sein Zimmer: weiße Wände, in der Mitte liegt ein Spielstraßenteppich, dahinter zwei Holzschreibtische und ein skandinavisches Stockbett. Denn das Zimmer ist nicht für Marcel allein – er wird es sich mit seinem kleinen Bruder teilen.

    Das Bethanien Kinderdorf liegt in Schwalmtal, einem kleinen Ort am Niederrhein, 19.000 Einwohner. Gegründet wurde das Kinderdorf nach dem zweiten Weltkrieg 1956 von den Dominikanerinnen von Bethanien. Mittlerweile leben dort 140 Kinder und Jugendliche, die aus unterschiedlichen Gründen nicht mehr bei ihren leiblichen Eltern wohnen können. Wie in einem richtigen Dorf gibt es auch im Kinderdorf eine Kirche, Spielplätze, Sport- und Freizeitangebote wie einen Reiterhof, eine Musikschule und eine Freizeitwerkstatt. Natürlich gibt es auch Wohnhäuser, jedes in einer anderen Farbe gestrichen und mit einem besonderen Namen: Brückenhaus, Lindenhaus, Kastanienhaus, Tannenhaus oder Ährenhaus.

    Es ist Mitte Mai 1998 als Marcel gemeinsam mit seinem kleinen Bruder Domenik ins Bethanien Kinderdorf gebracht wird. Marcel ist fünf Jahre alt, als er ins Wiesenhaus zieht. Hier lebt Kinderdorfmutter Marlene nun bereits seit 6 Jahren. „Am Anfang hat er immer mein Portemonnaie und auch die Vorräte gecheckt“, erinnert sich Marlene. Er wollte wissen, ob auch genug da ist. Am ersten Abend bereitete Marlene den Esstisch für das Frühstück am nächsten Tag vor.

    „Was machst du da?“, fragte Marcel.

    „Ich bereite schon mal den Tisch vor, damit wir morgen keinen Stress haben.“

    „Woher weißt du denn überhaupt, dass wir morgen noch etwas zu essen bekommen?“

    Wie ein kleiner Junge auf so eine Frage kommt? Marcel muss früh Verantwortung übernehmen und sich um seinen kleinen Bruder kümmern. „Ick hab in Mülltonnen nach Essen für mich und meinen Bruder gesucht, als meene Mutter im Knast war“, erzählt der heute 26-jährige Maurer-Lehrling. Sechs, sieben Jahre wohnt er in Berlin und hat den Dialekt schon wie ein gebürtiger Berliner verinnerlicht. Er löffelt sein Bananensplit in einem Café in Ludwigsfelde, nahe seiner Wohnung. Er hat sich den Zeh gebrochen und kann nicht weit laufen. Er ist schlank, hat braune Haare und braune Augen, einen offenen Blick.

    Reinhard Ziegler

    Zu Beginn seiner Zeit im Bethanien Kinderdorf verbringt er viel Zeit bei Reinhard in der Freizeitwerkstatt. Groß, schlank, gezwirbelter Schnurrbart und eine achteckige Brille auf der Nase: Das ist Reinhard. Bei ihm können Fahrräder und andere Gegenstände repariert oder gebaut werden. „Reinhard ist der Beste. Der Typ is der Hammer. Wenn es irgendein Problem jibt, dann geh zu Reinhard – der weß it“, erklärt Marcel. Die Werkstatt ist voll mit Geräten und Baumaterialien: Holz bis unter die Decke, Sägen, Hammer und Fahrradreifen an den Wänden, die große Werkbank in der Mitte und verschiedene Glühbirnen, die von der Decke hängen. Hier riecht es nach Kerzenwachs und Gummi – und irgendwie nach Geborgenheit. „Ick hab bei ihm Fahrradfahren jelernt und mein erstes Fahrrad jebaut – Das waren Zeiten. Leck mich am Arsch.“

    Weihnachten ist für Marcel etwas, das er auch heute noch mit dem Kinderdorf verbindet. Der ganze Tisch voller Geschenke. „Zwar waren nicht alle für mich – aber einfach diese Dimension.“ Auch das Essen. Und die Kirche dauerte bestimmt zweieinhalb Stunden. Immer nur einer durfte sein Geschenk auspacken. Die anderen haben zugesehen. Alle haben sich auf den Abend gefreut und waren zusammen.
    Die Adventszeit, das hin fiebern auf den großen Tag, war mit vielen Ritualen und Traditionen verbunden. „Unser Haus war immer dekoriert bis zum geht nicht mehr“, berichtet Kinderdorfmutter Marlene, die auch heute noch im Kinderdorf lebt und arbeitet. „Und jeder hatte einen eigenen Adventskalender.“ Abends wurden zusammen Weihnachtslieder gesungen, es gab Geschichten und selbstgebackene Plätzchen.

    Marlene hat graue kurze Haare, eine ovale Brille und ein freundliches Gesicht. In ihrem kleinen Büro hängen an einer großen Magnetwand viele Bilder und Dankeskarten von Hochzeiten und Taufen. Bilder von ihren zahlreichen Kindern, die einen bereits mit einer eigenen Familie, die anderen allein.

    Als Marcel dreizehn Jahre alt ist, fährt er mit seiner Kinderdorffamilie in den Urlaub nach Dänemark. Sie sind in einem kleinen Ferienhaus, nur 300 Meter vom Strand entfernt, untergebracht. Der Ort ist klein – es gibt nur einen Laden. Marcel hat gerade neue Schuhe bekommen und die Familie liegt am Strand. Die Flut kommt zu plötzlich und Marcels Schuhe – die einzigen, die er in diesem Urlaub dabeihat, weil nur sie cool genug waren – liegen etwas zu nah am Wasser. „Tja da schwammen die Schuhe auch schon davon“, erzählt Marlene. In dem kleinen Dorfladen gab es nur Flipflops. „Mit denen musste ich dann den ganzen Sommer herumlaufen“, lacht Marcel.

    Zu seinen Geschwistern hat er heute kaum Kontakt. Sein Bruder Domenik, mit dem er im Kinderdorf aufgewachsen ist, ist der einzige, der sich auch wie ein richtiger Bruder für ihn anfühlt und mit dem er ab und an telefoniert: „Ich würde ihn einfach gerne in den Arm nehmen.“

    Seine anderen drei Geschwister, die in einem anderen Kinderdorf und einer Pflegefamilie aufgewachsen sind, sind für ihn Fremde.
    Dann gibt es noch die Geschwister aus der Kinderdorffamilie. Steffi, die leibliche Tochter von Marlene. Sie ist wie eine kleine Schwester für Marcel, obwohl sie vier Monate älter ist. „Als wir klein waren, haben wir oft zusammen gespielt. Später konnte ich mich mit ihr unterhalten.“

    Eine Schulkameradin von Steffi war Marcels erste Freundin. „Wenn sie bei Steffi geschlafen hat, ist sie heimlich zu mir gekommen und wenn Marlene dann kam, um nach mir zu sehen, musste sie sich schnell verstecken.“ Mädchen auf dem Zimmer waren schließlich strengstens verboten – nachts erstrecht.

    Die Kinderdorfmutter erinnert sich auch an Momente der Dankbarkeit. Bei der Einschulung. „Da war ich seine Mama.“ Das ist einer der Momente, in denen er sich fallen lassen konnte. In denen er sein konnte. „Wichtig war für mich – auch als er gehen musste – ich konnte mich immer auf ihn verlassen.“

    Doch warum musste er gehen? „Ick war rebellisch“, erklärt Marcel. Lange Shirts und Baggys trägt der damals 15-jährige Teenager. Er schwänzt die Schule, kommt nicht nach Hause – ist betrunken oder bekifft. Zweimal muss die Polizei eingeschaltet werden, um nach ihm zu suchen. „Das war besonders schlimm und schließlich bedeutete es: Ende aus Micky Maus.“

    Heute weiß der 26-jährige, dass es an ihm lag, dass er das Kinderdorf frühzeitig verlassen muss: „Die hätten mir mal richtig eins hinter die Löffel geben können.“ Es ist damals schwer für ihn zu gehen, noch einmal von seinen Bezugspersonen weggerissen zu werden. „Für mich war das ein Einbruch.“ Er kommt in eine andere Jugendhilfeeinrichtung, zunächst in Mönchengladbach, dann ins Münsterland. Dort realisiert er zum ersten Mal, dass er zurückwill. „Wie Stasi-Mitarbeiter“ haben sie ihn dort überwacht.

    Der Kontakt zu seiner Kinderdorfmutter ist noch da, auch wenn Marlene mehr über Marcel hört als von ihm.

    „Wieso brichst du dir den Zeh?“, ist deshalb ihre erste Frage als die beiden miteinander telefonieren.

    „Woher weißt du das?“, fragt Marcel. In den kleinen Kreisen des Kinderdorfes spricht sich Vieles herum. „Bin zum Kühlschrank gelofen und hab mich gestoßen.“

    „Du warst ja schon immer ein Tollpatsch“, erwidert sie und erzählt davon, dass sie gerade Marmelade für den alljährlichen Martinsmarkt im Kinderdorf einkocht.

    „Machst du wieder die Bratapfelmarmelade?“

    „Ja, genau. Ich schick dir ein Glas.“

    „Marcel ist wie ein Wal“, resümiert Marlene schmunzelnd. „Er schwimmt durch den Ozean des Lebens und taucht irgendwann wieder auf.“

    Doch was bedeutet Marcel seine Kinderdorfmutter? Was ist sie für ihn?

    „Marlene ist für mich…“

    Er stockt.

    „…eine heilige Frau – und das meine ich ernst. Sie ist ein selbstloser Mensch. Sie hat sich wirklich einen Platz im Himmel verdient. Sie hat sich um mich gekümmert, in einer Zeit in der es nicht einfach mit mir war und in der ich sie brauchte. Sie hat alles für mich getan.“

    Als Marcel vor Kurzem von seinem Bruder angerufen wird und erfährt, dass Marlene krank ist, wird ihm etwas klar. „Vielleicht komme ich ja irgendwann zurück in die Heimat. Wenn es Marlene irgendwann nicht mehr gut geht. Wer kümmert sich dann um sie?“

    Das Bethanien Kinder- und Jugenddorf ist immer wieder auf der Suche nach Frauen oder Ehepaaren, die sich vorstellen können, eine Kinderdorffamilie zu gründen. Mehr Infos gibt es auf www.kinderdorfmutter.de

    Share
    0
    Anna Thyßen

    Related posts

    8. September 2023

    Zirkusfest in der Kita St. Michael


    Read more
    23. August 2023

    Sommerfest mit Kindertrödel in der Begegnungsstätte Westkreis, Waldniel


    Read more
    7. August 2023

    Endlich wieder: Erntedank- und Herbstfest


    Read more

    Es können keine Kommentare abgegeben werden.

    © 2018 47Design Werbeagentur
    • Impressum
    • Datenschutzerklärung
    • Sitemap
    • Spendenkonto
    • Presse
    • Ansprechpartner
    X